Anfrage zum Verkehrschaos auf Usedom / 46 km Stau auf der B111 Richtung Wolgast

Am Freitag, den 23.10.2020 gab es den „Supergau“ auf der Ferieninsel Usedom.

Fahrzeit für diese Strecke ca. 8 – 10 Stunden!

Alles was verkehrstechnisch auf Usedom passiert, ist vorhersehbar und keine Überraschung. Es ist innerhalb von 30 Jahren nicht gelungen, eine vernünftige Lösung des Verkehrsproblems zu finden, geschweige zu realisieren. Ich kann mich nicht erinnern, wie viele Arbeitskreise, Gesprächsrunden, hochbezahlte Studien und Gutachten von vorwiegend externen „Experten“ erarbeitet und vorgestellt wurden. Einige Präsentationen dieser „Lösungsvorschläge“ und „Vorstellungen“ durfte ich in den 0-er Jahren live in Rahmen der Touristiker der Insel miterleben. Jeder vernünftige Gedanke wurde umgehend zurückgewiesen, für den größten Schwachsinn an Ideen wurde viel Geld zum Fenster hinausgeworfen!

Die geographische Struktur der Insel lässt einen mehrspurigen Ausbau der Bäderstrecke B111 nicht zu. Drei oder vier Fahrspuren zwischen den Orten bringen keine Lösung – es sei denn, die Bebauung innerorts entlang der Straße würde geschleift.

Jeder erweiternde Ausbau der Straßenkapazität zieht zusätzlichen Straßenverkehr an.

Die Mehrzahl der Urlauber und Gäste bevorzugt die individuelle An- und Abreise auf die Insel. Sei es für den Urlaub oder einen Kurztrip zum Wochenende. Demzufolge eskaliert die Situation in den Sommermonaten, zu Ferienzeiten und an Feiertagen regelmäßig.

Mit der offenen Grenze zu Polen und dem Tunnelbau in Swinemünde kommen zusätzliche neue Probleme auf die Verkehrsinfrastruktur zu. Die ehemaligen Reichsstraßen 110 und 111 beginnen bzw. enden in Swinemünde.

Meine Fragen:

  1. Warum gibt es bis heute kein zukunftsweisendes Verkehrskonzept für den, von den Bürgern gewünschten, Individualverkehr auf die Insel Usedom?

  2. Weshalb werden permanent „externe Fachleute“ von irgendwo mit der Erarbeitung von Lösungsvorschlägen beauftragt, statt ortskundige Anwohner zu befragen?
  3. Inseln sind immer ein spezielles Problem für den Verkehr. Warum sieht man sich nicht um, welche Lösungen andernorts erfolgreich praktiziert werden? Seit 1927 verbindet der Hindenburgdamm die Insel Sylt mit dem Festland. Seit fast 100 Jahren gibt es eine exzellente Lösung – warum wird diese für Usedom nicht in Erwägung gezogen?

  4. Seit 1876 existierte eine Bahnanbindung über die Strecke Ducherow – Swinemünde, seit 1945 leider nur noch der niemals endwidmete Bahndamm vom Festland auf die Insel Usedom. Warum wird dieser „Usedomer Bismarckdamm“ nicht für einen Autozubringer per Schiene ausgebaut?
  5. Warum wird der Gedanke einer Lösung nach dem Sylter Modell nicht verfolgt und diese Möglichkeiten geprüft?

  6. In Ducherow auf dem Festland und in Dargen auf der Insel Usedom könnten die erforderlichen Verladestationen für die PKW auf den Autozug errichtet werden. Wer als Gast auf die Insel mit seinem Auto möchte, muss zwingend diesen Weg wählen. Auf Sylt ist es nicht anders, wer dies möchte, zahlt dafür. Für alle anderen Gäste werden in Ducherow und an der Bahnlinie, auf dem Festland vor Wolgast, Parkplätze eingerichtet. Dann nutzen Urlauber für die letzten Kilometer auf die Insel die Bahn. Weshalb werden solche Möglichkeiten nicht geprüft?
  7. Hat die Verwaltung darüber nachgedacht, wie ein evtl. Transitverkehr durch den Tunnel in Swinemünde über den deutschen Teil der Insel geführt werden soll?

  8. Wäre für diesen „Transit“ die Verladung und zwingende Bahnnutzung für diesen Verkehr nicht eine zusätzliche Einnahmequelle, die den Ausbau der Bahn einerseits rentabel gestalten und zum anderen unnötige Verkehre verhindern würde?
  9. Warum ist es nicht möglich, für die Inselzufahrten über die Brücken Regelungen zu treffen, dass lediglich Anwohner, Berufstätige, Dienstleister etc. die Brückenzufahrten nutzen dürfen?

  10. Was spricht aus Sicht der Verwaltung gegen eine solche Lösung, die andernorts auf unterschiedlichsten Gründen praktiziert wird?

Mit freundlichen Grüßen

Uwe Fiedler